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Im Frühstau

Dieter Lietz

Im Früstau zu Berge die Haare mir stehn
wie blecherne Särge die Autos aussehn
in jedem hockt das gleiche
ein Mensch, blaß wie ‘ne Leiche
aus Angst, es könnt’ gar nicht mehr weitergehn

Wenn’s Tempo zum Dösen und träumen verlockt
werd’ ich vom nervösen Gehupe geschockt
denn jeder blöde Hammel
der Herde hat hier Bammel
daß er nicht Punkt sieben am Schreibtisch hockt

Ja früher da grollte kein Chef streng und fies
man kam, wann man wollte, gemütlich war dies
heut’ zieht er beim Sekündchen
Verspätung schon ein Mündchen
das damals noch dämliche Fresse hieß

Gib Gas, denn drei Meter wird vorwärts gerückt
ein schrilles Gezeter die Ohren entzückt
ich seh wie man ‘ne schlappe
und lahme Trabbipappe
zum Nahverkehrsmahnmal zusammendrückt

Ich frag mich indessen mit bitterem Hohn
wozu sich stressen, vielleicht hab ich schon
die Kündigung im Kasten
dann muß ich nie mehr hasten
welch schöne glückselige Illusion